Die Population der Igel schrumpft infolge des abnehmenden Lebensraums und Nahrungsangebots. In diesem Leitfaden wird erläutert, ob und wie das Zufüttern den kleinen, nützlichen Tieren helfen kann. Ebenso werden Möglichkeiten aufgezeigt, wie man seinen Garten igelfreundlich gestalten kann.
Ist es empfehlenswert, Igel zu füttern? Ein Igel konsumiert nasses Futter aus einer Schale. Die Förderung von Nützlingen im heimischen Garten ist ein wichtiger Schritt zur Erhaltung der Natur. Dennoch ist nicht jede gut gemeinte Handlung tatsächlich hilfreich. Obwohl es nicht verboten ist, Igel zu füttern, gibt es einige Punkte zu beachten, um die Gesundheit der Tiere nicht zu gefährden.
Wann ist es besonders sinnvoll, Igel zu füttern: Während Phasen mit geringem Nahrungsangebot kann es hilfreich sein, Igel sowie andere Wildtiere wie Vögel zu füttern. Dies galt früher im Frühling von März bis Mai und im Spätherbst kurz vor dem Wintereinbruch – also direkt vor und nach dem Winterschlaf. Während dieser Zeiten benötigen sie zusätzliche Energie, um sich zu stärken oder Reserven anzulegen. Jungtiere werden im September geboren und haben heute häufig Schwierigkeiten, genügend Nahrung zu finden, um vor dem Winterschlaf mindestens 500 Gramm zuzunehmen, was erforderlich ist, um die kalte Jahreszeit zu überstehen.
Wenn ein Igel unterernährt und schwach wirkt, kann zusätzliche Fütterung helfen. Hinweise auf einen schlechten Ernährungszustand sind eine wurstförmige statt birnenförmige Körperform, eine Einbuchtung hinter dem Kopf sowie die aktive Nahrungssuche tagsüber, obwohl dies eigentlich die Ruhezeit des Igels ist.
Gründe gegen das Füttern von Igeln:
Regelmäßige Fütterung könnte den natürlichen Zyklus stören und dazu führen, dass sich Igel an die Fütterungszeiten anpassen, womit sie möglicherweise den Winterschlaf verkürzen. Junge Igel müssen lernen, wie sie Nahrung finden. Wenn sie von Menschen gefüttert werden, könnten sie abhängig werden und ihren eigenen Jagdinstinkt nicht entwickeln. Überfütterung kann zu Gewichtsproblemen führen. Insgesamt ist es wichtig, insbesondere während der eigentlichen Winterschlafzeit, den Zustand der Igel zu beobachten, die die Futterstelle aufsuchen, sowie deren Häufigkeit. Dies ist auch wichtig hinsichtlich möglicher Krankheiten – dazu später mehr.
Worauf Sie achten sollten, wenn Sie Igel füttern:
Informieren Sie sich darüber, welche Nahrung geeignet ist. Von Menschen verabreichte Nahrung entspricht oft nicht der natürlichen Nahrung der Igel und kann die Darmflora stören oder sogar zum Tod des Tieres führen. Weitere Informationen dazu finden Sie unten. Von November bis März ist vor allem Trockenfutter geeignet. Achten Sie auf Sauberkeit, da unsaubere Futterstellen die Ausbreitung von Krankheiten begünstigen. Achten Sie auf Schutz. Futter lockt auch andere Wildtiere und möglicherweise mehrere Igel an, was oft zu Konflikten führt. Idealerweise sollten spezielle Igelhäuser mit Rattenklappen verwendet werden, um Stress und Verletzungen zu vermeiden.
Jahresübersicht: Igel im Garten füttern:
Frühling: Im Frühling, wenn Igel sehr früh aus dem Winterschlaf erwachen und im Garten aufgrund von Bodenfrost noch wenig Nahrung vorhanden ist. Sommer: In Gärten mit reichlichem Nahrungsangebot in Form von Insekten ist das Füttern von Igeln im Sommer nicht erforderlich. Aufgrund des starken Rückgangs von Insekten in vielen Gebieten wird jedoch auch im Sommer immer häufiger gefüttert. Stellen Sie außerdem im Sommer eine Wasserschale bereit, da fehlende Wasserstellen während immer häufiger auftretender Trockenperioden ein massives Problem darstellen, nicht nur für Igel, sondern für alle Wildtiere. Herbst: Im Herbst sollten Igel gefüttert werden, damit sie genügend Fettreserven für den Winterschlaf aufbauen können. Die Dauer richtet sich nach dem natürlichen Rhythmus der Igel: Ab November beginnen sie mit dem Winterschlaf – während dieser Zeit sollten Sie auf Trockenfutter umstellen, da weniger Bedarf besteht. Winter: Früher wurde im Winter nicht gefüttert, da Igel bis zum Frühling durchschlafen sollten. Unterernährte Jungtiere wachen jedoch oft auf und sind dankbar für Ihre Unterstützung.
Wann sollte ein Igel untersucht werden?
Wenn ein Igel unterernährt ist, sollten Sie ihn füttern. Wenn sich sein Zustand nach einigen Tagen nicht verbessert, bringen Sie ihn zum Tierarzt oder einer Igelstation. Verletzte und kranke Igel sollten ebenfalls untersucht werden. Wenn Igel beispielsweise sehr aktiv sind und sich entgegen ihrer natürlichen Gewohnheiten verhalten, könnte dies auf eine Krankheit hinweisen.
Wenn Sie Igelbabys in Ihrem Garten entdecken, beobachten Sie zunächst, ob die Mutter in der Nähe ist oder zurückkehrt. Wenn nicht, bringen Sie die Jungen in eine Igelstation. Igelbabys und sehr kleine Igel sollten niemals selbst gefüttert werden, da sie nicht die gleiche Nahrung wie ausgewachsene Tiere zu sich nehmen.
Igel richtig füttern:
Viele Gründe sprechen dafür, Igel zu füttern. Beachten Sie jedoch, dass Sie dies richtig tun, um den Tieren nicht zu schaden.
Futterstelle für Igel:
Wählen Sie eine geschützte Futterstelle im Garten, die für Igel gut erreichbar ist. Um anderen Tieren den Zugang zu verwehren, sollten Sie ein Futterhaus oder eine Kiste darüber stellen, die nur eine etwa 10 x 10 Zentimeter große Öffnung für den Igel hat. Dieses Futterhaus darf sich in der Nähe von Unterschlupfmöglichkeiten befinden, jedoch sollten die Näpfe nicht direkt in einem Überwinterungshaus für Igel stehen.
Es gibt auch spezielle Igelhäuser, in denen Sie die Tiere sicher füttern können. Achten Sie auf einen Schutz vor Ratten durch spezielle Tür-Mechaniken, sodass Sie nicht ungewollt die falschen Tiere zufüttern.
Näpfe:
Verwenden Sie flache Näpfe, aus denen ein Igel gut fressen und trinken kann. Es empfehlen sich ein bis zwei Näpfe für Futter und ein weiterer für Trinkwasser. Sowohl das Wasser als auch das Futter sollten Sie täglich wechseln und die Schüsseln reinigen, um die Ausbreitung von Krankheitserregern zu verhindern. Auch Kot um die Futterstelle sollten Sie aus diesem Grund regelmäßig entfernen oder das Futterhaus gelegentlich umstellen. Wie oft man Igel füttern sollte, hängt davon ab, wie viel Bedarf sie haben. Einmal täglich genügt aber vollkommen. Die beste Zeit für die Igel-Fütterung ist die Abenddämmerung – kurz bevor die Igel aktiv werden.
Womit man Igel füttern kann:
Igel sind Insektenfresser und benötigen daher proteinreiche, fetthaltige Nahrung. Am besten eignet sich dafür Nassfutter für Katzen, allerdings ohne Gelee oder Soße. Das Katzenfutter können Sie als Grundlage nehmen und mit anderen Lebensmitteln wie gebratenem Hackfleisch oder Rührei kombinieren. Achten Sie aber darauf, dass alle zubereiteten Speisen ungewürzt sind. Auch Trockenfutter für Katzen können Sie den Igeln in Ihrem Garten füttern, jedoch nur getreidefreie Sorten. Der Igel mag es abwechslungsreich und freut sich daher über einen variablen Speiseplan.
Eine Übersicht über geeignetes Igelfutter:
- Katzenfutter (nass oder trocken, getreidefrei und ohne Soße)
- gebratenes Fleisch (ungewürzt, auf keinen Fall roh)
- gekochtes Ei oder Rührei (ungewürzt, auf keinen Fall roh)
- gebratener Fisch (ungewürzt, auf keinen Fall roh)
- getrocknete oder frische Insekten (nur gesunde Tiere, ungewürzt)
Vorsicht: Sie dürfen Igel nicht mit allem füttern.
Sie müssen auch beachten, dass der Igel nicht alles fressen darf. Ist die Nahrung knapp und der Hunger groß, vertilgt er zwar nahezu alles, aber er verträgt leider nicht alle Lebensmittel. So sollten Sie unbedingt auf Milchprodukte, pflanzliche Produkte und auch Nüsse komplett verzichten. Die angeborene Laktoseintoleranz des Igels kann zu schweren Darmerkrankungen bis zum Tod führen – ebenso wie der Verzehr von nicht gut verdaulichem Obst und Gemüse.
Was Sie Igeln auf keinen Fall zu fressen geben dürfen:
- Milch (Igel dürfen nur reines Wasser trinken)
- jegliche Milchprodukte (z. B. Käse, Joghurt etc.)
- Obst
- Gemüse und Kräuter
- Nüsse und Kerne
Info: Igelfutter aus dem Handel ist oft getreidehaltig und somit gar nicht unbedingt für den Igel in Ihrem Garten geeignet. Setzen Sie daher lieber auf eigene Mischungen oder lesen Sie sich die Zutatenliste genau durch.
Über den Igel:
Der Igel ist ein Wildtier und ein Einzelgänger. Deshalb werden Sie in Ihrem Garten auch meist einzelne Tiere finden, es sei denn, es gibt Jungtiere. Vertreiben müssen Sie ihn nicht. Der dämmerungs- und nachtaktive Igel ist nämlich ein Nützling in Ihrem Garten, da er unliebsame Insekten, Larven und Schnecken frisst, die sich an Ihren Pflanzen vergehen könnten. Aber auch aus dem Nest gefallene Vogeleier und Regenwürmer gehören zu seinem Speiseplan. Igel benötigen Unterschlupfmöglichkeiten und haben sehr große Reviere, weshalb sie nicht im Garten eingesperrt werden dürfen.
Tipps für einen igelfreundlichen Garten:
Um Igeln in Ihrem Garten etwas Gutes zu tun, können Sie einen Naturgarten anlegen oder den Garten naturnah gestalten. Oftmals genügt es auch schon, einzelne Ecken des Gartens verwildern zu lassen, um Igeln sowie anderen Nützlingen einen Lebensraum und Nahrung zu bieten.
Und wie sieht ein igelgerechter Garten nun genau aus? Hier die wichtigsten Tipps:
Natürlichen Unterschlupf bieten: Igel brauchen Versteckmöglichkeiten. Hierzu bieten sich die Plätze unter Hecken an, aber auch angelegte Totholzhecken oder -haufen und Laub weiß das Tier zu schätzen. Vermeiden Sie starke Rückschnitte im Herbst, da verwelkte Pflanzenteile einen guten Unterschlupf bieten. Ist der Gehölzschnitt unumgänglich, lassen Sie trotzdem Zweige und Laub liegen bzw. häufen Sie sie am Rand auf. Nicht nur Igel, sondern auch Insekten und Eidechsen werden es Ihnen danken.
Igelhaus aufstellen: Neben natürlichen Versteckmöglichkeiten können Sie für Igel auch Futter- und Schlafhäuschen aufstellen, die Sie fertig kaufen oder selbst bauen: aus wetterfestem Holz oder aufgeschichteten Ziegeln. Das Dach sollte abnehmbar sein und mit einem Stein beschwert werden, damit größere Tiere nicht in das Haus gelangen. Der Eingang sollte aus demselben Grund nur etwa 10 Zentimeter groß sein